Reutiwiesen, Horn

Neubau Wohn- und Gewerbeüberbauung, Horn TG

Bauten | 2018 – 2020

Das Baufeld Reutiwiesen befindet sich in der Thurgauer Gemeinde Horn, in unmittelbarer Nähe zum Bodensee. Eingespannt wird die Reutiwiesen von zwei Bachläufen, die in den nächsten Jahren revitalisiert werden. Mit seinen flankierenden Bächen und Ihrer begleitenden Vegetation wird die Reutiwiesen zu einer geschlossenen Landschaftskammer, welche als massgeblicher Landschaftsraum die Grundlage der konzeptionellen Gedanken bildet.

Findlingen im Schwemmland gleich, vom Aussenraum umgespült, werden die Baukörper in die Landschaftkammer gesetzt. Die Masse und die Körnung der Gebäudetypen orientieren sich an der heterogenen Bebauungsstruktur im westlichen Teil der Gemeinde. Im Übergang von den industriellen Bauten im Westen zu den kleinteiligen Strukturen im östlich liegenden Dorfkern hin, übernimmt die Bebauung an einem relevanten Ort die Funktion eines ortsbaulichen Scharniers.

In Anlehnung an das industrielle Erbe des Ortes werden die Fassaden formuliert: Betonbänder und -brüstungen gliedern die Volumen in eine klare Geschossigkeit.

Ortsbauliches Konzept

Das Gebiet Reutiwiesen liegt im Westen der Gemeinde Horn im Übergang zwischen grossmassstäblichen industriellen Bauten im Westen des Dorfes und der kleinteiligen Bebauung im Zentrum. Eingespannt zwischen zwei Bachläufen erstreckt sich das Gebiet von der Seestrasse bis zum Bahntrassee hin und bildet mit den flankierenden Bächen und ihrer begleitenden Vegetation eine geschlossene Landschaftskammer.

In diesem Massstabssprung zwischen Industriebau und Einfamilienhaus wird ein Bebauungsmuster gewählt, dessen Körnung sich an der heterogenen Bebauungsstruktur im westlichen Teil der Gemeinde orientiert und sich durch die Setzung der Gebäude zwischen Seestrasse und Bahntrasse präzise in das Gebiet Reutiwiesen einschreibt. Durch die Positionierung der Bauten wird eine Vielzahl von Aussenräumen aufgespannt und es entsteht ein Wohnpark, der den Bewohnern eine breite Palette von Aussichten und Raumabfolgen bietet, die abwechslungsreich genutzt und bespielt werden können. An den Rändern der Bebauung zum Gehölz der Bäche hin entstehen dabei spezielle Orte des Übergangs von Struktur zu Natur. Diese unmittelbaren Naherholungszonen bilden einen beachtlichen Wert für die Überbauung.

Entlang der Seestrasse wird das Bebauungsmuster durch ein in unterschiedlich lange Gebäudeteile unterteiltes Sockelgeschoss ergänzt, wobei der 60m lange Gebäudeteil G1 den Auftakt der Überbauung vom Dorf her markiert und den Bogen zu den Industriebauten der ehemaligen SAIS spannt. Zur Seestrasse hin entsteht so eine schlanke, ortsbaulich relevante Zeile, die prominenten Raum für Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe schafft und als Filterschicht den Wohnpark vom Strassenraum abschirmt.

Ausgehend von der Gewerbezeile mit den auskragenden zweigeschossige Bürobauten und dreigeschossige Wohnbauten entsteht ein Wechselspiel der Geschossigkeit und der Höhenabwicklung. Viergeschossige Bauten bilden am Baubauungsrand eine Krone, im Innern eingebettet liegen die dreigeschossigen Bauten. Diese Krone ist ein Leitgedanke des Bebauungsmusters. Sie verbindet die Gewerbezeile mit den Punktbauten im Park und bildet einen wesentlichen Bestandteil der Identitätsbildung des Ortes.

Durch die teilweise Erhöhung um ein Vollgeschoss gegenüber der Regelbauweise auf viergeschossige Bauten bei einer zonenkonformen Geschossflächenziffer wird der Fussabdruck der Bebauung zu Gunsten des Aussenraumes um drei Baukörper reduziert. So kann ein Wohnpark entstehen, der sich durch die lockere Setzung der Bauten und der Grosszügigkeit der Aussenräume selbstverständlich in den Landschaftsraum einfügt.

Im Übergang von den industriellen Bauten im Westen zu den kleinteiligen Strukturen im östlich liegenden Dorfkern hin übernimmt das Projekt Reutiwiesen mit der Filterschicht entlang der Seestrasse und der lockeren Bebauung mit den Punkthäusern an diesem für die Entwicklung der Gemeinde Horn relevanten Ort die Funktion eines ortsbaulichen Scharniers.

Architektur

Aus der ortsbaulichen und volumetrischen Disposition ergeben sich in den Gebäuden vielfältige Wohnungsgrundrisse. Die räumliche Struktur der Wohnungen reflektiert ihre Lage in der Situation. Sie vereinen die Qualitäten der aussenräumlichen Bezüge mit den Qualitäten des Ausblicks und der Besonnung. In Anlehnung an das industrielle Erbe des Ortes werden die Fassaden formuliert:
Umlaufende Brüstungsbänder die sich bei den Wohnbereichen zu Deckenstirnen verjüngen, gliedern die Volumen in eine klare Geschossigkeit. Der Dachrand als massiver, oberer Abschluss unterstreicht die Kompaktheit der Bauvolumen. Entsprechend der Nutzung -von Innen nach Aussen entwickelt- bilden diese Bänder das innere Leben der Wohnungen ab.

Umgebung

Der Hornbach mit seinem schönen Baumbestand und der renaturierte Schwärzibach bilden
ost- und westseitig einen starken landschaftlichen Rahmen, der die Reutiwiesen räumlich definiert. Die Kulturlandschaft des Bodensees verwebt sich mit dem Siedlungsraum der neuen Wohnüberbauung, charakterisiert durch Wiesenflächen, die bis an die Fassaden der Gebäude reichen und Parkbäume, die die offene Freifläche gliedern. Die Wohnbauten werden durch ein verkehrsfreies Wegsystem erschlossen, Spiel- und Aufenthaltsbereiche ergänzen die räumliche Qualität und Nutzung. Kunden- und Besucherparkplätze sind nördlich seitens der Gewerbebauten angeordnet.

Keller | Branzanti | Architekten AG
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